Der traurige Hund

Eine Geschichte von Lilith aus der 3a

Der traurige Hund

Eines Morgens wachte ich auf und sah, dass ich noch in meinem Körbchen lag. Ich bin nämlich ein Hund. Mein Leben war das schönste Leben, was man sich vorstellen kann. Und jetzt hört zu:

Bis der Mann und die Frau ein Kind kriegten. Bis dahin wurde ich morgens zum Wecken gestreichelt und ich durfte noch mal zu den Beiden ins Bett springen zum Kuscheln. Aber seit das Baby dort lag, durfte ich das nicht mehr. Das Bett gehörte nun dem Baby. Ich bekam immer als Erster zu essen, nun musste ich warten, bis das Baby satt war. Wenn wir nach dem Frühstück spazieren gingen,  wurde mit mir Fangen, Verstecken und Stöckchen suchen gespielt. Nun wurde nur noch das Baby spazieren gefahren und ich musste nebenher laufen, an der Leine. Könnt ihr euch vorstellen, wie langweilig das ist? Die Leute, die wir trafen, hatten nur noch Augen für das Baby. Niemand hatte mehr Augen für mich. „Oh, wie süß ist das denn!“ Süß? Ich frage euch,  was soll denn bitte an so einem Baby süß sein? Es kann nicht laufen, also kann man nicht Fangen, Verstecken oder  Stöckchen suchen spielen. Es hat kein Fell, überall nur Haut und trotzdem riecht es komisch. So ein Gemisch aus Pups, Sabber und schlechter Milch. Wenn ich so rieche, rümpfen die Frau und der Mann die Nase und stecken mich in die Dusche. Aber an dem Baby riechen sie die ganze Zeit und finden es lecker. Bäh.

Ja, und dann auch noch dieser Lärm. Morgens, mittags, abends und nachts. Egal, es schreit immer. Ich darf nie und nirgends bellen. Beim kleinsten Bellen werde ich böse angeguckt und angemeckert. Dabei wollte ich doch nur, dass der Hund von nebenan nicht an unseren Zaun pinkelt. Egal, ich muss leise sein. Aber das Baby darf schreien und schreien. Es war die Hölle auf Erden und ich dachte, es kann gar nicht schlimmer werden. Doch es wurde schlimmer.

Nach einer langen Zeit begann das Baby sich zu bewegen, aber nicht wie ein Mensch, sondern auf allen Vieren, wie ein Hund. Die Frau und der Mann freuten sich, wie es hinter mir her krabbelte. Es durfte sich auf mich legen. Es durfte sich in mein Körbchen legen,  dabei zog es mir an dem Fell, den Ohren und dann am Schwanz. Das Baby tat mir weh und wenn ich knurrte, wurde ich in die Kammer gesperrt. Unglaublich! Unglaublich traurig wurde ich. Ich beschloss, die Frau, den Mann und das Baby zu verlassen. Als eines Tages die Haustür offen stand, lief ich los –  bis ich nicht mehr wusste wo ich war.

Die nächsten Tage fühlte ich mich sehr traurig und alleine. Ich schlief in einem Karton und am Tag lag ich auf dem Bürgersteig vor einem Schlachter. Manchmal bekam ich von ihm die Abfälle und alte Würstchen. An einem Nachmittag wurde ich von einem fürchterlichen Schreien geweckt. „Wau – Wau!“ Ein Auto bremste auf der Straße und fuhr zurück. Darin saß das Baby und schrie: „Wau – Wau!“ und lachte. Die Frau stieg aus dem Auto und nahm mich auf den Arm.

Jetzt sind wir wieder eine Familie.

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